Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
Überlegungen zur Symbolik
Alles ist ja nur symbolisch zu nehmen, und überall steckt noch etwas anderes dahinter
Goethe
Aus heiterem Himmel kam die Frage: „Was ist ein Symbol?“
Keine eingängige Antwort wollte mir über die Lippen kommen. Ich fühlte mich ertappt. Da schreibe ich seit mehr als dreissig Jahre über Symbole und kann diese Frage nicht lässig beantworten.
Nach verzeihbarer Verblüffungspause fiel mir die allgemeinste Formulierung des Symbolbegriffs ein: Ein Symbol verweist auf etwas anderes. Es ist mit einem Wiedererkennungswert verbunden, der bei Platon eine erotische Komponente besass. Im „Gastmahl“ finden Sie das viel zitierte Gleichnis von den Kugelmenschen, die aus Angst von Zeus in zwei Menschen zerteilt wurden. Beide Hälften fühlen sich seitdem erotisch zu einander hingezogen. Das New Age machte daraus den Mythos den Seelenpartners, den man sogleich erkennt, wenn man ihn trifft. Bei Platon lautet das so: Jeder ist das Symbolon eines Menschen. Er verweist auf seine andere Hälfte, mit der er wieder eine Einheit bilden will.
Ein Symbol deutet auf ein Anderes, mit dem zusammen es eine Einheit bildet. Es weist auf eine Realität – wie der zeitgenössische italienische Anthropologe Fiorenzo Facchini schreibt -, die nicht logisch oder durch Konvention festgelegt wurde, sondern die „evoziert“ wird. Dieses Evozieren oder Anklingen ist freilich eine höchst ungenaue Beschreibung, die nicht nur Umberto Eco dazu verleitete, eine nur vage Festlegung der Symbole zu bedauern, um dennoch in ihr auch die Stärke der Symbolik zu vermuten.
Ein Problem besteht darin, dass das Symbol-Konzept (in der Wissenschaft wie in der Umgangssprache) für eine Vielfalt unterschiedlicher Phänomen herhalten musste und noch muss. Für die einen ist ein Symbol ein Zeichen (linguistische Zeichentheorie von Charles Sanders Peirce), für die anderen ein Bild (oft in der religiösen Kunst), die dritten sehen es als Gegenstand oder wie Albrecht Dürer und Albrecht Altdorfer als eine Allegorie an. Für Goethe und die Weimarer Klassik verwandelt das Symbol eine Erscheinung in eine Idee, das Besondere und das Allgemeine werden im Symbol verbunden. Religiösen Menschen dient das Symbol als „heißer Draht“ zum Transzendenten. Die umfassendste Auffassung vom Symbol bietet der einflussreiche Ethnologe Claude Lévy-Strauss in seinem berühmten Ausspruch: Kultur ist eine Gesamtheit symbolischer Zeichensysteme. Vom Strukturalismus ab wird das Symbol als Element eines Systems und nicht mehr isoliert betrachtet.
Kulturelle symbolische Zeichensysteme sind von Konventionen festgelegt. Das heißt mit anderen Worten: was ein Symbol bedeutet, regelt die Konvention (weitgehend nach pragmatischen Gesichtspunkten). Damit vereinigt sich jedoch der Symbolbegriff ununterscheidbar mit dem Begriff des Zeichens. Außerdem würden Psychologen wie Freud, Jung und Lacan heftigst Levy-Strauss widersprechen. Nach ihnen ist die Beziehung vom Symbol zum Symbolisierten gerade unkonventionell – nämlich vom Unbewussten bestimmt.
Symbole sind also an eine bestimmte Gesellschaft gebunden und ihr Gebrauch setzt Bewusstsein voraus (eine Ausnahme davon stellen allerdings Jungs Archetypen dar).
Am stärksten ist der symbolische Ausdruck in der chinesischen und hinduistischen Gesellschaft verbreitet. Seit der Gupta-Zeit (4.-6. Jh.) geht der Hindu davon aus, dass alles Sichtbare ein Symbol für etwas Unsichtbares ist – mit anderen Worten: alles auf der Welt ist symbolisch. Beim Hinduismus fällt außerdem die sexuelle Konnotation bei fast jeder bedeutenden Symbolik auf (die hinduistische Symbolik stellt das ideale Beispiel für Freuds Sublimationstheorie dar).
Symbol und Zeichen
Wir leben nicht nur in einer Welt von Symbolen – eine Welt von Symbolen lebt in uns
J. Chevalier
Es ist erkenntnisfördernd, zwischen Symbol und Zeichen zu unterscheiden.
Bei einem Zeichen ist die Beziehung zwischen dem Zeichen und der bezeichneten Realität durch die Konvention festgelegt (wie bei Verkehrszeichen). Bei einem Symbol dagegen ist die Beziehung zwischen dem Symbol und der „evozierten“ Realität gerade nicht derart festgelegt, was sich bei Traumsymbolen deutlich zeigt. Ihre Bedeutung ist unter anderem von tiefenpsychologischen, biografischen und zeitgeistigen Bezügen bestimmt, die sowohl individuell als auch konventionell wirken. Ein Symbol hat mehr Freiheit etwas anklingen zu lassen als ein konventionell festgelegtes Zeichen, bei dem eine vage Bedeutungszuordnung seinen Sinn in Frage stellen würde.
Nach welchen Gesetzen richtet sich die Verbindung zwischen einem Symbol und dessen Bedeutung?
Sigmund Freud war der Ansicht, dass die Symbolbildung ein zugespitztes Bild schafft, das eine Bedeutung verdichtet. Außerdem tritt oft noch ein innerer Zensor auf, der die Erkennbarkeit des Gemeinten dadurch verschleiert, dass er emotionale Wertigkeiten verändert. Das geschieht häufig, in dem er sie auf andere Objekte verschiebt nach dem Muster „das heißgeliebte Auto symbolisiert die begehrte Frau“. Aber trotz aller Verschleierung ist dennoch hinter dem manifesten Symbol ein latenter eindeutiger Sinn verborgen (der freilich bei Freud monoton in der Wunscherfüllung erkannt wird).
C.G. Jung, der sich mit Freud über dessen Symbolbegriff bis zur dramatischen Entzweiung stritt, nahm an, dass das Symbol eine schöpferische Gestalt sei, die versucht, das Bewusstsein ihres Rezipienten zu erweitern. Bei seinen ausgiebigen Symboluntersuchungen gelangte Jung zu der Theorie einer Tiefenstruktur aller Symbole, die er „Archetyp“ nannte (und die er leider widersprüchlich definierte). Diese Supersymbole, auf die sich alle anderen Symbole zurückführen lassen, bilden die grammatische Struktur der Symbolsprache (das ist vergleichbar Noam Chomskys Tiefengrammatik in der Linguistik oder „langue“ der Sprache als System bei dem Schweizer Gründer der Linguistik de Saussure). Mit modernen und systematischeren Augen gesehen, geht Jung von zwei Modi aus, nämlich dem des Gegensatzes und dem des Unverständlichen (aber Geahnten) oder der zu großen Abweichung vom Erfahrungshorizont des Rezipienten. Den Gegensatz fasst Jung unter dem Aspekt Animus und Anima, das Unverständliche findet sich im Konzept des Schattens und des Höheren Selbst. So gesehen kann man sagen, ein Symbol verweist im Gegensatz zum Zeichen auf seinen Gegensatz oder auf ein Unverstandenes oder gar Unverstehbares.
Gerade in der religiösen Symbolik wird unter Einfluss des Neuplatonismus (ab 600 etwa) davon ausgegangen, dass ein Symbol stets auf die Wahrheit und damit auf Gott deutet. Da sowohl die Wahrheit als auch Gott nicht verstanden werden können, benötigt man Symbole. Diese Symbole verweisen aber nicht nur auf das Höhere, sondern sie stellen auch den Kontakt zu Gott und der Wahrheit her. Gemäß dieser frühen christlichen Auffassung dienen Symbole als Kommunikationshilfen zum Transzendenten. Selbst der deutsche Philosoph Ernst Cassirer geht noch zu Beginn des 20. Jh. davon aus, dass der Mensch durch die Symbole einen Kontakt zu den höheren Mächten bekommt, die er dann mit diesen Symbolen zu beeinflussen sucht. Nach ihm ist es weitgehend die Geistesgeschichte, die prägt, was ein Symbol symbolisiert. Der menschliche Geist verleiht also dem Symbol seine Bedeutung (eine klassisch neukantianische Ansicht), er ist der Sinnstifter.
Der Mensch ist der „homo symbolicus“ (F. Facchini, J. Ries u.a.). Die Bedeutung der Symbole wird von der kulturgeschichtlichen Epoche, die sie benutzt, maßgeblich beeinflusst. Das besagt zugleich, dass die Symbolbedeutung keine feste ist (wie es eher beim Zeichen zu erwarten ist) sondern eine dynamische, die sich mit Hegels Zeitgeist ständig ändert. Dass die Fackel den heimischen Herd und damit Heim und Familie bei den Römern symbolisierte, ist heute nur historisch von Belang, aber keineswegs mehr lebendige Symbolik.
Paul Ricoeur als Phänomenologe spielt das enfant terrible, wenn er davon ausgeht, dass ein Symbol unendlich Vieles bedeuten kann. Bedeutet ein Zeichen etwas Eindeutiges, so bedeutet ein Symbol Vieles. Gibt es da noch etwas nicht Zutreffendes? Diese Ansicht (die bereits im Hinduismus aufkam) darf nicht missverstanden werden. Sie besagt nicht, dass ein Symbol alles bedeuten kann in dem Sinne, dass die Zuordnung von Bedeutungen zufällig ist. Sie sehen es auch ein, dass ein Sofa schwerlich ein Fortbewegungsmittel symbolisieren kann, ein geballte Faust auch keinen Schlaf. Es muss Analogien geben (der Stoff aus dem die Assoziationen sind), also Parallelitäten oder ähnliche Muster zwischen Symbol und Symbolisiertem. Die oberflächlichsten ähnlichen Muster entsprechen der Konvention (Einlösung des Erwartungshorizonts). Hier liegt für mich die Grenze zwischen Symbol und Zeichen. Tiefergehende ähnliche Muster zwischen Symbol und Symbolisiertem bestehen oft darin, dass das Wesen des Symbols sich auf das Symbolisierte sinnvoll beziehen lässt. Das Wesen des Sofas im Beispiel oben ist die Ruhe. Dem Fortbewegungsmittel ist dagegen die Veränderung wesenhaft. Auf dieser Ebene kann keine symbolische Verbindung geknüpft werden. Nach Jung wäre das allerdings möglich, denn die Ruhe des Sofas steht komplementär zur Bewegung (Beziehung des Gegensatzes). Auf der Ebene der Traumsymbolik finden wir diesen komplementären Bezug häufig.
Die Erkenntnis der Verknüpfungsgesetze zwischen Symbol und Symbolisierten wird (im Gegensatz zum eindeutigen Zeichen) durch die Polysemie erschwert. Das meint, dass ein Symbol zugleich Unterschiedliches symbolisieren kann. Symbole besitzen durchweg Mehrfachbedeutungen – die meisten Symbole sind zumindest aus psychologischer Sicht polar. Sie können alles das bedeuten, das Ähnlichkeiten mit ihrer Struktur aufweist – damit ist die Auswahl der Bedeutungen eingegrenzt, wenn auch nicht notwendigerweise endlich.
Die Vieldeutigkeit eines Symbols ist zwar dem Positivisten ein Ärgernis, aber in ihr liegt die Stärke symbolischer Aussagen: sie können so das Leben in seiner Komplexität und Vielfältigkeit besser abbilden, als eindeutige Zeichensysteme. Mit der Eindeutigkeit kommt die Abstraktion ins Spiel, von der die Symbolik sich mit ihrem verschleiernden Charakter fernhält. Ein Symbol stellt nämlich sowohl etwas offen dar, als es auch verschlüsselt. Nur der „Eingeweihte“, der teilhat an der Welt dieser Symbolik, versteht sie. Ein Symbol ist grundsätzlich nur verständlich innerhalb eines symbolischen Systems (das sieht man deutlich an der Tiersymbolik des Mittelalters, die sich nur entschlüsseln lässt, wenn man den „Physiologus“ kennt, der die Assoziationen ganzer Generationen beeinflusste). Ein nicht-eingeweihter Betrachter kann die Symbolik nicht nur nicht entschlüsseln, sondern sie häufig gar nicht als solche erkennen. In esoterischen Kreisen ist diese Seite der Symbolik speziell betont worden. Sie gehen davon aus, dass es „normal“ ist, dass alles, was uns umgibt, symbolisch ist (auch Goethe vertrat vehement diese Ansicht). Aber nur der Bewusste weiß, die Ansprache durch das Symbol zu begreifen. Damit wird die Kenntnis der Symbolik mit etwas Elitärem verbunden, was sie schon immer war (z.B. Deutung des Vogelflugs und der Wolkenformen in der Antike durch eine hochgeehrte Gruppe von Priestern).
Nach Sigmund Freuds Sicht, die über den Franzosen Paul Diel mit seinem einflussreichen Werk über die Symbolik der griechischen Mythologie in die Archäologie und Kunstgeschichte hineinwirkte, entstammt jedes Symbol dem Unbewussten. Es muss deswegen uneindeutig sein, da dies den Produkten des Unbewussten wesenhaft ist. Das erkannte bereits Bernhard von Clairvaux im 12. Jh. intuitiv, wenn er vor der Verführungskunst bildhafter Symbole warnt. Symbole mit ihrem verhüllenden und zugleich offenen Charakter können wie das Weib die Fantasie des Mannes auf Abwegen führen. In der Vieldeutigkeit eines Symbols liegt seine Verführungskraft.
Weniger moralisch betrachtet, könnte man das Symbol als Mitte zwischen Logos und Mythos betrachten: es vereint das direkt Klare (Logos) mit dem Bildlichem, dem Geheimnis (Mythos) und damit verbinden sich Männliches und Weibliches in ihm.
Als Abkömmling des Unbewussten wird ferner dem Symbol stets eine emotionale Wirkung nachgesagt, die Zeichen oft vermissen lassen. In der therapeutischen Betrachtung von Symbolen wird davon ausgegangen, dass ein Symbol erst dann verstanden ist, wenn es sowohl intellektuell als auch gefühlsmäßig begriffen wurde.
Meine Vorstellung, wie ein Symbol zu seiner Bedeutung kommt
Jedes Symbol schafft ein Bedeutungsfeld, das vom essentiellen Muster dieses Symbols geprägt ist (es geht auf den gleichen Archetyp zurück). Alles, was Schnittmengen mit diesem Muster zeigt, kann symbolisiert und womöglich zugleich angesprochen sein. Schnittmengen zeigen sich in Analogien (Musterübereinstimmungen) zwischen Symbol und Symbolisiertem. Diese Analogien folgen meist den Mustern des Gegensatzes, der Zuspitzung und der Verschiebung und sind wahrscheinlich in letzter Instanz vom Unbewussten bestimmt. Analogien erschließen sich häufig über die ursprüngliche Funktion des entsprechenden Symbols (in sprachgeprägten Gesellschaften wie dem Christentum und Islam auch über die Etymologie des Symbolbegriffs).
Ist die Deckung zwischen Symbol und Symbolisiertem vollständig, sprechen wir vom Zeichen. Die Eindeutigkeit des Zeichens besitzt im Alltagsbereich Vorteile. Das vieldeutige Symbol hat Vorteile, wenn es um den Ausdruck komplexer (psychologischer) Bedeutungen geht.
Ist die Deckung von Symbol und Symbolisiertem gering, verliert die Symbolisierung an Kraft. Man würde sagen: „sie ist an den Haaren herbeigezogen“. Die meisten Mitglieder der entsprechenden Kultur würden sie nicht mehr spontan verstehen (das geschah der alchimistischen Symbolik speziell in ihrer Spätzeit). Bei fehlender Überschneidung gehören die Bedeutungsfelder unterschiedlichen Symbolsystemen an, die Ausdruck verschiedener Kulturen sind.
Mich verwunderte, als ich Ansichten zur Symbolik sammelte, dass sich fast jeder große Denker seit dem 19. Jh. zur Symbolik geäußert hat. Zu Beginn des 20. Jh. wurde – durch das von Ferdinand de Saussure geweckte Interesse an der Linguistik – die Frage aufgeworfen, was bedeutet was und nach welchen Regeln entsteht eine solche Bedeutungsverknüpfung. Solch eine Fragestellung schuf die idealen Voraussetzungen, sich über Symbolik Gedanken zu machen. Das geschah dann im Strukturalismus (der hier mit de Saussure, Levy Strauss, Ricoer und Lacan gebührend zu Worte kam).
Meister im Umgang mit der Symbolik ist das heutige Marketing. Der Gebrauchswert einer Ware tritt zunehmend hinter ihrem symbolischen Wert zurück. Mit Nike, Armani oder Porsche kauft man ein Imagesymbol, das ein großes Feld positiver Bedeutungen evoziert. Wenn man das Objekt des Begehrens besitzt, dann ist man glücklich. Man hat das Gesuchte gefunden. Das Symbol hat funktioniert. Die Einheit ist hergestellt. Dass es sich hierbei um den symbolischen Schein der Warenwelt handelt, mag dem zeitgeistigen Sein keinen Abbruch tun.
Zum Abschluss noch eine Betrachtung von Phänomenen, die oft mit der Symbolik verwechselt werden.
Symbol und Allegorie
Im Gegensatz zum Symbol verbildlicht die Allegorie eine abstrakte Idee (meist in einer Person dargestellt – z.B. der Teufel als Allegorie des Bösen) oder stellt sie in einer Erzählung dar. Die Allegorie umschreibt eine Sache, die bereits bekannt ist, während das Symbol etwas beschreibt, das nicht anders ausdrückbar und meistens nicht vollständig bekannt ist.
Die römische Ikonografie stellt fast immer Personifizierungen von Abstraktem dar und tendiert so häufig zur Allegorisierung. Von der Antike bis ins Barock war die Allegorie im kirchlichen und weltlichen Bereich beliebt.
Symbol und Attribut
Das Attribut weist auf eine göttliche oder seltener eine menschliche Figur, die stets mit diesem Attribut zusammen auftritt (z.B. der Hammer ist das Attribut Thors). Attribute dienen der Deutung ihres Eigentümers.
Symbol und Bild
Auch Symbole drücken sich bildlich aus, aber ein Bild drückt das aus, was es darstellt. Im Gegensatz zum Symbol verweist es nicht auf etwas anderes. Wenn wir das genau betrachten, ist diese Unterscheidung problematisch, denn auch jedem Bild wohnt die Tendenz inne, über sich hinaus zu weisen. Die Fotografie eines Picknicks verweist vielleicht auf Idylle und Unbeschwertheit, aber diese Konnotationen machen nicht die Grundaussage des Fotos aus (sie schwingen nur mit). Beim Bild steht das Dargestellte im Vordergrund und beim Symbol wird etwas dargestellt, um auf etwas anderes zu verweisen. Das Bild einer roten Rose hat nur jene rote Rose zum Thema. Die rote Rose als Symbol verweist auf die Liebe – mit ihren Dornen als Symbol des Verletzenden.
Mit dem Paläolithikum kommt das Bild als grafische Darstellung auf, was ein wesentlicher Entwicklungsschritt in der Nutzung der Symbole darstellte. Der magische Gebrauch der Symbolik reicht bis in diese Zeit zurück.
Symbol und Emblem
Emblem stammt vom griech. „emblema“ ab, was „Einlegearbeit mit Symbolgehalt“ bedeutet. Es ist eine hauptsächlich im Barock beliebte Kunstform, in der ein Bild mit einem Text verbunden wird. Der Sinn des Bildes wurde vom Text (meist ein Epigramm) erläutert. Das Emblem gehört in die Welt der Zeichen und nicht in die der Symbole, da es etwas eindeutig bezeichnet (was heute allerdings meist nur noch mit Spezialkenntnissen zu entschlüsseln ist).
Ferner werden Embleme (ohne Text, nur Sinnbild) oft von sozialen Gruppen genutzt, um eine politische, religiöse oder soziale Einheit zu zeigen. Das Hakenkreuz war zuerst das Emblem der NSDAP und dann der Faschisten in Europa und USA.
Symbol und Gleichnis
Bei einem Gleichnis wird ein Konzept oder eine Situation durch einen anschaulichen Vergleich verdeutlich. Wie häufig beim poetischen Gleichnis kann die Bilderwelt ausgeschmückt werden und wie beim biblischen Gleichnis eine epische Breite aufweisen. Im Gegensatz dazu ist das Symbol eine knappe auf dem Punkt gebrachte Darstellung von etwas anderem.
Symbol und Metapher
Die Metapher ist ein sprachliches Bild oder wie ich es mir als Eselbrücke merkte: ein Vergleich bei dem das Wie ausgefallen ist. „Die umwölkte Stirn“ war z.B. eine beliebte klassische Metapher. Nach Ricoer stellt die Metapher den linguistischen Aspekt des Symbols dar. Es sind die sprachlichen Assoziationen, welche Bilder wie „die Blitze ihrer Augen“ schufen. Dass der Blitz in diesem Fall Aggressionen symbolisiert, ist offensichtlich. Besonders die romantischen Dichter beschäftigten sich mit der Metaphorik und Symbolik, die nach ihrer Auffassung den Rezipienten mit einer Anderswelt verbinden, die nur poetisch ausdrückbar ist. Wie im Neuplatonismus werden Metaphern wie auch alle Symbole als Kommunikationsmittel mit etwas sonst Unzugänglichen angesehen. Sie sind der Schlüssel zu einer Anderswelt, die allerdings keineswegs göttlich sein muss, wie Mary Shelleys „Frankenstein“ und die Entdeckung des Horrors in der Romantik zeigen.
Literatur
Die Literatur zum Thema Symbolik ist äußerst umfangreich. Einen Überblick gibt
M. Lurker: Bibliographie zur Symbolkunde. Baden-Baden 1964
Die neuere Literatur zu diesem Thema finden Sie in der periodischen Bibliografie
Bibliographie zu Symbolik, Ikonographie und Mythologie (regelmäßige Veröffentlichung von 1968-1980)